Ahnenforschung Kreis Tata-Totis

Herkunftsorte einiger deutscher Siedler im Kreis Totis/Tata
von Anton Tressel
1999 erschien unter dem Titel Die ersten deutschen Siedler auf dem Totiser Herrschaftsgut der Esterházys 1733-1737 aus der Feder von János Fatuska und György Kaptay eine Abhandlung in der wissenschaftlichen Zeitschrift LIMES. Da wir bisher sozusagen fast nichts darüber wussten, woher unsere Vorfahren in die Dörfer der Totiser Gegend gekommen sind, war das der erste Schritt zur Erforschung ihrer Herkunft.
Die Autoren betonen, dass die von ihnen benutzte Quelle – eine erst vor kurzem im Ungarischen Staatsarchiv (MOL) entdeckte Handschrift – nur schwer zu entziffern sei. Daher ist die mögliche Fehlerquote in ihrer Arbeit groß. Obwohl das die Forschungsarbeit erschwert, bringt es sie gleichzeitig voran. Weil ich beim daraus resultierenden Suchen eine Reihe Orts- und Familiennamen korrigieren konnte.
Trotz der elektronischen Medien und sonstiger Hilfsmittel waren manche Rätsel nur schwer lösen. So kann – nach rund 265 Jahren – den Nachkommen mehrerer Familien ziemlich genau gesagt werden, woher ihre Ahnen nach Ungarn gekommen sind. Der sich 1733 in Tolnau/Vértestolna angesiedelte Nikolaus Bundschuh z. B. stammt aus dem Odenwald-Dorf Hardheim. Bis heute leben dort noch 23 Familien gleichen Namens. Seine Nachkommen wohnen heute noch in Tolnau und im Nachbarort Tarian/Tarján. Die Ironie des Schicksals brachte es mit sich, dass 1946 Deutsche aus der Ofener Bergland zwangsweise in der Hardheimer Gegend angesiedelt wurden, wo sie als »ungarische Zigeuner« beschimpft wurden.
Im gleichen Ort und zur gleichen Zeit siedelte sich Konrad Fernekeß an. Er machte sich aus dem Dorf Mennig bei Konz auf den Weg. Jakob Udo (später Utto) kam 1733 aus der Stadt Mainz nach Tolnau. Wie bei den o. g. sind auch seine Nachkommen in Tolnau und Tarian anzutreffen. Einer von ihnen lebt wieder in S-Deutschland.
Die Vorfahren der heute in Tarian lebenden Antretter-Nachkommen: Hans und Andreas Antretter machten sich 1738 aus dem Dorf Falsbrunn bei Bamberg auf die Wanderschaft nach Augustin/Agostyán bei Totis. Hans hatte 50 und Andreas 81 fl. (Florin= Forint) Vermögen. 1741 wanderte Johann Geiger ebenfalls aus Falsbrunn nach Augustin aus. Er brachte 105 fl. mit. Der Ahn der heute hauptsächlich in Tarian lebenden Kranz-Nachkommen ist wahrscheinlich Georg Cranz, er wanderte 1744 aus dem fränkischen Thüngfeld nach Totis aus. Er kam mit 78 fl. in die neue Heimat. Aus der mittelfränkischen Gemeinde Erlbach kam 1733 Johann Freund nach Augustin.
Der Vorfahre der Tarianer Berendis – Berend Johann – zog 1733 nach Augustin. Wahrscheinlich kam er aus dem hessischen Kerbersdorf. Anfang der 60-er Jahre wurde in Tarian das Kind von Georg Berend – vermutlich der Sohn des Augustiner Berends – getauft. Mit der Zeit wurde aus Berend Berendi. Die Berendis schwärmten aus Tarian in die benachbarten deutschen Dörfer aus. Infolge des Krieges und Vertreibung kamen einige wieder nach Deutschland. Der erste Hasenfratz kam 1693 aus Enderschmettingen (S-Schwarzwald) nach dem vom Türken befreiten Werischwar/Pilisvörösvár. Von dort zogen sie 1729 nach Saar/Szár bei Tatabánya und von hier nach Tarian. Dort ließen sich zwei der vier Geschwister in den 30-er Jahren des 20. Jahrhunderts auf Halmos madjarisieren. Der letzte Träger des Namens Hasenfratz lebt seit 1956 im Ruhrgebiet…
Wie zu unserer Zeit, so wechselten auch die Menschen des 18. Jahrhunderts – nach besseren Lebensverhältnissen suchend – öfters ihre Wohnorte. Das zu erforschen ist ein wichtige Aufgabe, weil es unser Leben bewusster macht und die Bindung an die engere Heimat stärkt.
Literatur:
1 Fatuska János – Kaptay György: A tatai Esterházy uradalom elsõ német telepesei (1733-1747), S. 43-52, in: Limes – tudományos szemle, Nr. ’99/2, Tatabánya, 1999/1
2 Pfrenzinger, Alfons: Die mainfränkische Auswanderung nach Ungarn und die österreichischen Erbländern im 18. Jahrhundert, Wien, 1941, Nachdruck: Melchior Verlag, Vaihingen/Enz, 1984, 193 S., S. 52
Mikonya József: Tarjáni krónika – Tarján község a történelem tükrében, Tarján, 1992, S. 18