Einwanderer in die Dörfer der Esterházys um Tata/Totis (Ungarn) aus dem Bistum Bamberg* von Anton Tressel |
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Wohl zu keiner Zeit haben die Menschen so viel nach ihren Wurzeln geforscht wie heute. Vielleicht weil die Leute jetzt mehr Freizeit und technische Möglichkeiten haben, nach ihren Vorfahren zu suchen. Mit diesem Beitrag wollen wir die bislang unbekannte Einwanderung der Deutschen in die Umgebung der Kreisstadt Totis beleuchten. Im Kalender 2002 haben wir die Einwanderer aus der Diözese Würzburg aufgezählt. Als Fortsetzung sollen die Ansiedler aus dem Bistum Bamberg folgen. Laut Fatuska und Kaptay1 sind nach Agostyán (Augustin) folgende Siedler gekommen: Hans Antretter2 (1734) und Andreas Antretter (1735) aus Falsbrunn (heute: Theinheim-Falsbrunn > [96181] Rauhenebrach). Aus dem gleichen Ort kam Hans Bayer3 (1734). Kaspar Baier (1733) stammte wahrscheinlich aus [ 96157] Eberau4(über Bamberg). Georg Donnert (1733) machte sich aus [96138] Burgebrach (über Bamberg) auf den Weg. Johann Freund5 (1733) kam vermutlich aus Erlbach (> [91578] Leutershausen/Mittelfranken). Aus Reckendorf (über Bamberg) dagegen war Johann Häusner (1733). Neumann6, Thomas (1733) hingegen kam aus der Stadt Forchheim/Oberfranken. Zetes, Johann (1733) schließlich zog aus Kirchaich (> 97514 Oberaurach) nach Augustin. Von den insgesamt 44 in Augustin angesiedelten Familien waren 9 – also ein Fünftel – aus dem Bistum Bamberg. Nach Alsógalla/Untergalla (h. OT von Tatabánya) sind zehn Ansiedler aus dem Bistum Bamberg gekommen: Johann Michael ? Keidel7 oder Keindl, (1734) war vermutlich ebenfalls aus Theinheim, dem Nachbarort von Falsbrunn. Johann Michael Keindl8 (1734) dagegen kam aus Falsbrunn. Ob es sich bei beiden um ein und dieselbe Person handelt, muss noch geklärt werden. Aus Litz (? heute [96123] Litzendorf ü. Bamberg) kam Bartholomäus Haber (1733). In Untergalla betrug der Anteil der ,Bamberger’ 6,8 %, d. h. von 44 Familien nur 3. Nach Felsõgalla/Obergalla (h. OT von Tatabánya) sind vier Familien gekommen: Georg König9 (1737) aus [96114] Hirschaid ü. Bamberg. Aus Eberau (über Bamberg) kam Martin Rauschenbach (1735). Pankratz Reblein (1735) ist vermutlich aus [97503] Gernach ü. Schweinfurt ausgewandert. Aus [91352] Hallerndorf (ü. Forchheim) stammt Johann Ruppl (1734). In Obergalla waren von den 51 angesiedelten Familien nur 4 – 7,8 % – aus der Bamberger Gegend. Nach Szár/Saar (Komitat Weißenburg/Fejér) kamen lediglich zwei aus der Bamberger Gegend: Hans R(e)ibstein ? (1734) aus ? Honin und Bernhard Fischer (1734) aus ? Nitzschka (> [04626] Schmölln10/Thüringen). In Saar waren die ,Bamberger’ am wenigsten vertreten: von 62 Familien lediglich mit 2. Nach Tolna/Tolnau (h. Vértestolna) sind folgende Siedler gekommen: Martin Hinterholzinger11 (1736) aus Kainshausen ([915..] Ansbach/Mittelfranken), Martin Hutner (1733) aus Prölsdorf (> Rauhenebrach ü. Bamberg), Leo12 Kailbach (1733) [laut Kirchenbuch-Eintrag Martin Kaylbach] aus [93488] Schönthal (Oberpfalz). Nicht in der Esterházy-Liste, aber im Kirchenbuch von 1743 vertreten Johann Tressel (eigentl. Dresel13). Er ist erst zwischen 1737-1742 eingewandert und stammt aus [96142] Hollfeld14/Oberfranken. Nach Tolnau kamen 4 Familien – 9,5 % – aus der Diözese Bamberg von insgesamt 42. Nach Semle/Schemling (h. Vértessomló) kam Hans Georg Keidl ? (1734) aus Falsbrunn, aus Lisberg (ü. Bamberg) Konrad Neukum15(1735), Nikolaus Beer oder Behr (1734) aus Harsdorf (über Bayreuth), aus Prölsdorf (ü. Bamberg) Johann Behringer (1734). Aus dem gleichen Ort kam Nikolaus Behringer (1737). Johann Pfister(er)16 (1734) soll aus dem Ort ,Tatbil’ gekommen sein. Direkt aus der Stadt Bamberg stammt Hans Seifert (1734). Schemling hatte einen ,Bamberger’-Anteil von 14,3 %, das waren 7 Familien von 49. Bemerkenswert ist, obwohl sich in den Esterházy-Dörfern rund um Totis in der Mehrzahl Franken aus den Diözesen Würzburg17 und Bamberg18 niederließen, das Fränkische im Laufe der Zeit von der ua-Mundart fast vollständig verdrängt worden ist. Das ist wohl auf die Nähe von Wien zurückzuführen. Da aus dieser Gegend – bis auf Környe/Kirne – keine Vertreibung der Ungarndeutschen stattfand, leben die Nachkommen der Siedler bis heute hier. Ihr Dialekt wird – aus den bekannten Gründen – nur noch von der mittleren und älteren Generation gesprochen… |
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1 Auswertung des handschriftlichen Esterházy-Dokuments aus dem Jahre 1737 (MOL = Ungarisches Staatsarchiv, Budapest) über die Ansiedlung von deutschen Siedlern in 7 Dörfern der Esterházys rund um die Kreisstadt Tata/Totis in Ungarn (1999) |
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* Veröffentlicht in: Unser Hauskalender – Jahrbuch der Deutschen aus Ungarn 2003, S. 41–42 |
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