Vertreibung der Ungarndeutschen

Die Vertreibung der Deutschen aus Ungarn 1946 bis 1948
von Emil Magvas

Vorbemerkung
Die folgende Zusammenstellung beinhaltet die Vertreibung der Deutschen aus Ungarn in den Jahren 1946 bis 19481. Im Mittelpunkt stehen Übersichten zur Vertreibung nach Gemeinden2. Die Übersichten sind nach Komitaten und Gemeinden gegliedert.
Das Verzeichnis ist leider nicht vollständig. Eine diesbezügliche systematische Auswertung der in den einschlägigen Archiven vorhandenen Dokumente steht noch aus. Die Angaben stammen größtenteils aus Heimatbüchern, welche die nach der Vertreibung in der Bundesrepublik gegründeten Ortsgemeinschaften oftmals zusammengestellt haben. Auch Beiträge in „Unserem Hauskalender“, dem Jahrbuch der Deutschen aus Ungarn, und aus „Unserer Post“, der Heimatzeitung der Deutschen aus Ungarn, wurden ausgewertet. Seit dem Systemwechsel 1989/1990 sind in Ungarn selbst mehrere Veröffentlichungen erschienen, die sich auch mit regionalen Aspekten der Vertreibung/Aussiedlung der Schwaben befassen und aus denen wir für unsere Übersichten ebenfalls gemeindebezogene Angaben entnommen haben3.
In den Angaben zu der Zahl der Vertriebenen sind Flüchtlinge, heimkehrende Soldaten, Kriegsgefangene, Internierte und Verschleppte nicht enthalten. Bei der Bewertung der Angaben ist zu berücksichtigen, dass sie teilweise auf den von den Aussiedlungskommissionen der Gemeinden erstellten Listen beruhen. Nach der Veröffentlichung dieser Listen wurde in der Regel von den Betroffenen alles versucht, von der Liste wieder gestrichen zu werden, was in Einzelfällen auch gelang, was aber nicht immer in den Erstlisten vermerkt wurde. In einigen Angaben sind auch Binnenumsiedlungen, entweder im gleichen Ort oder auch in andere Gemeinden, enthalten, da ein Hauptziel der Vertreibung darin bestand, für die Neusiedler, zunächst die sogen. telepes und später die aus Oberungarn kommenden Bauern, Haus und Hof bereitzustellen.

Die Zahlen der vertriebenen Personen umfassen also nicht immer nur die außer Landes Gebrachten, sondern zum Teil auch alle aus ihrem Haus Vertriebenen. Auf alle Fälle aber geben die angeführten Zahlen ein realistisches Bild vom Umfang der von der Vertreibung insgesamt betroffenen Ungarndeutschen..Außer den amtlichen ungarischen Ortsnamen wurden in den Übersichten auch die entsprechenden deutschen aufgeführt. Echte deutsche Ortsnamen gibt es außer den wenigen im Landesinneren für die großen Städte und größeren Gemeinden nur in Westungarn, da hier die deutsche Besiedlung und Ortsgründung als Erstbesiedlung zugleich mit der Besiedlung im Gebiet des heutigen österreichischen Burgenlandes schon vor rd. 1000 Jahren erfolgte. Alle anderen mundartlich gebräuchlichen Ortsbezeichnungen sind meist nur entstellte Formen ungarischer und slawischer Ortsnamen, die die Siedler aus Deutschland vor rd. 250 Jahren einfach übernommen und ihrer Mundart angepasst haben.

Damit sich der Leser eine Vorstellung über das Ausmaß der Vertreibung machen kann, wurde zu den Gemeinden auch die jeweilige Einwohnerzahl nach den Ergebnissen der Volkszählung vom 31. Dezember 1941 angegeben, außerdem als Darunterangabe die Zahl der Deutschen laut Muttersprache. Obgleich für die amtliche statistische Abgrenzung der „Deutschen“ von den Behörden nicht die Muttersprache, sondern die Nationalitätsangabe herangezogen wurde, sind diese Daten leider nicht veröffentlicht worden. In der Veröffentlichung der Ergebnisse der Volkszählung 1941 im Jahr 1976 wurde als Kriterium für die einzelnen Volksgruppen die Muttersprache verwendet4. Wer also als Muttersprache „deutsch“ angab bzw. für den der Volkszähler diese Eintragung im Fragebogen machte, wurde in den veröffentlichten Angaben als Deutscher ausgewiesen. Umgekehrt wurden auf diese Weise zu Magyaren, die zwar als Nationalität „deutsch“ angaben, aber, da sie der deutschen Sprache nicht mehr so gut wie der ungarischen mächtig waren, als Muttersprache „ungarisch“ nannten. Nichtsdestotrotz geben die Daten einen ausreichenden Überblick über die quantitativen Anteile der Deutschen in den einzelnen Gemeinden.

1 Im amtlichen Spachgebrauch des sozialistisch-kommunistischen Systems wurde in Ungarn die Vertreibung beschönigend als Aussiedlung (kitelepítés) bezeichnet.
Die Angaben zur Vertreibung wurden zusammengestellt von Josef Brasch (in: Unsere Post, Nr.10/1999, S.20-23). Sie wurden von Anton Tressel ins Internet gestellt (unter „www.ungarndeutsche.de“). Sie werden von Emil Magvas und Anton Tressel aktualisiert. Die Angaben zu den Einwohnern, darunter Deutsche, aus der Volkszählung 1941 wurden von Emil Magvas hinzugefügt.
3 Vgl. Zielbauer, György: A magyarországi németek elhurcolása és elûzése – Válogatott szemelvények a korabeli magyar sajtóból 1944-1948, Budapest 1996 Fejér megyei Levéltár Közleményei 24.: Nekem szülõházam (volt)…, Mór-Székesfehérvár 1998 Vesprém megyei Német Önkormányzatok ès Elektorok Közössége: Elõadások a veszprém megyei németek történetérõl (1946-1948), Veszprém 1997
Vgl. „Az 1941. évi népszámlálás. 2. Demográfiai adatok községek szerint“, Budapest 1976. (Die Volkszählung vom Jahr 1941. 2. Demografische Daten nach Gemeinden)