Alsónána liegt drei Kilometer westlich von Várdomb, an der Landesstraße 56 in einem Tal.
Schon vor dem 14. Jahrhundert soll in Kesztölc (Kesztusch) in der Gemarkung von Alsónána eine Siedlung bestanden haben, die aber durch den Türkenkrieg vernichtet wurde.
Erst um 1720 haben sich die ersten Serben (Raitzen), ein Hirtenvolk, im jetzigenTal niedergelassen. Um 1750 kamen deutsche Siedler nach Alsónána, die das Feld urbar machten und Weingärten anlegten.
Sie kamen aus verschiedenen Gebieten, wie aus Hessen, Württemberg. Später haben sich aus den umliegenden protestantischen Ortschaften, wie Mórágy, Bátaapáti, Zsibrik, Hidas, Bonyhád, Nagyág, Ráckozár, Kismányok und viele anderen Gemeinden, weitere Deutsche durch Einheirat niedergelassen. Die deutschen Einwohner waren evangelischen, während die Serben (Raitzen) griechisch-orthodoxen Glaubens waren. Die Serben hatten ihre eigene Kirche und Schule. Auch die deutsche Bevölkerung hatte ihr Bethaus und Schule. 1864 wurde in Mitte des Dorfes eine neue evangelisch-lutherische Kirche, mit großen Opfern der damaligen Bevölkerung gebaut.
Alsónána gehörte bis 1912 zur Mutterkirche Bátaapáti. Die Kirchenbücher wurden von den Lehrern oder von reformierten und evangelischen Pfarrer geführt. Zu erst sind Eintragungen in die Kirchenbücher von der katholischen Gemeinde in Bátaszék und von der reformierten Kirche in Mórágy vorgenommen worden.
Alsónána gehörte zuerst zusammen mit Decs, Sárpilis, Várdomb, Alsónyék und Báta zur Abtei Bátaszék.
Im Jahre 1767 wurde von der Kaiserin Maria Theresia für die Gemeinden eine Urbarialverordnung erlassen. Ihr Ziel war eine einheitliche Urbarialverordnung, in der die Privilegien des Adels und der Grundherrschaft beschnitten werden sollten.Statistische Daten von Alsónána:
1767 Komitats-Zusammenschreibung:
103 Familien hatten
Äcker: 502 2/8 Joch2
Wiesen: 136 ½ Joch
Bemerkung über Einwohner: Die Mehrheit Serben, viele Deutsche einige Ungarn.
Aus „Schematismus der evangelischen Kirche 1855“ hatte Alsónána 757 evangelische Einwohner.
Laut „Schematismus der Katholischen Kirche 1908“ gehörten Alsónánaer Einwohner folgenden Konfessionen an:
Evangelisch Lutheraner 966
Griechisch-orthodox 180
Calvin 96
Juden 13
Die amtliche Volkszählungen von 1880 1920 ergaben folgendes Bild:
Jahr |
Deutsche % |
Ungarn |
Serben |
Gesamt |
1880 |
1236 86,6 |
10 |
182 |
1428 |
1890 |
1331 86,8 |
30 |
173 |
1534 |
1900 |
1256 87,7 |
31 |
145 |
1432 |
1910 |
1357 89,1 |
15 |
150 |
1522 |
1920 |
1304 89,3 |
40 |
116 |
1460 |
1829 hat Egyed Antal im Komitat Tolnau eine Zusammenschreibung durchgeführt und berichtet über Alsónána folgendes:
Der Ort soll vor 103 Jahren besiedelt worden sein. Zuerst haben sich Raitzen niedergelassen. Die jetzigen Einwohner sind Deutsche mit Raitzen vermischt. Die Deutschen sind in der Mehrzahl und verbreiten sich weiter, während die Einwohnerzahl der Raitzen abnimmt.
Der Ort hat 36 ½ Sessionen. Unter den Einwohner sind 120 Bauern, 50 Kleinhäusler und 15 Hintersassen. Außerdem gibt es noch 9 Handwerker. Außer mit Ackerbau und Weinbau beschäftigen sich einige im Fuhrwesen. Im Ort gibt es 170 Häuser, 263 Ehepaare, 1106 Einwohner. Der überwiegende Teil ist protestantisch und zwar 690 Personen. 21 sind katholisch und 395 griechisch-orthodoxen Glaubens. Die Protestanten vermehren sich, die Zahl der übrigen nimmt ab. Der Grundeigentümer ist das „k. und k. theresianische Fondsgut“(Grundherrschaft), die Einwohner leisten Fronarbeit. In die Schule gehen 170 deutsche und 17 Raitzen Kinder, hauptsächlich im Winter. Im Sommer gehen nur wenige Kinder zur Schule. Zwei Schulen gibt es: eine Deutsche für die Protestanten und eine Griechisch-orthodoxe für die Raitzen. Die älteren Einwohner unterhalten sich beim Wein im Weinkeller, die Jugend außerdem noch bei Musik und Tanz. Der Ort liegt zwischen zwei lang gestreckten Hügeln im Tal, in dem ein Bach entlang fließt. Der größte Teil des Ortes besteht aus zwei Straßen, nur an einer Stelle aus drei Straßen. Die Häuser sind ordentlich, nicht zusammen gebaut. Die Gemeinde hat in diesem Jahr 533 Gulden und 3 ½ Kreuzer Militärsteuer bezahlt. Die Grundherrschaft hat von Getreide 1/9 und vom Wein 1/10 erhalten. Es gibt 1 Jude und 4 Zigeunerfamilien mit insgesamt 12 Personen im Ort. Die Bevölkerung kann von keinem großen Unglück im Dorf berichten, nur das 1814 in der ganzen Gemarkung die gesamte Ernte und in den Morgendämmerung zum 5. August 1828 die Weinernte vernichtet wurde. Das liebste Essen der Bevölkerung ist Fleisch, daneben Kartoffeln und Brot. Die Deutschen sind gutmütig, während die Serben leicht aufbrausend und feuriger sind.
Im ersten Weltkrieg sind 53 Männer gefallen.
Nach dem ersten Weltkrieg haben die Serben Südungarn besetzt. An der Alsónánaer Gemarkung war die Grenze. Am 19. August 1921 verließen die serbischen Truppen Bátaszék und die ungarischen Honvéd Soldaten sind am nächsten Tag in Südungarn einmarschiert. Die serbischen Truppen wurden in Bátaszék verladen und nahmen alles Bewegliche mit. Während der Besatzung haben sie auch in Alsónána Diebstähle begangen. .
Die Alsónánaer Serben haben nach dem ersten Weltkrieg, bis auf zwei Familien für Jugoslawien optiert und sind alle in den Jahren 1920-1926 nach Jugoslawien übersiedelt. Ihre Häuser und Grundstücke haben sie an die deutschen Einwohner verkauft. Alle beweglichen Gegenstände konnten sie mitnehmen. Alsónána war jetzt bis zur Vertreibung ein rein deutscher Ort.
1939 brach der zweite Weltkrieg aus. In den Vormittagsstunden des Palmsonntags am 6. April 1941, bei klarem sonnigem Wetter, überflogen deutsche Bomberverbände, aus Österreich kommend, unsere Heimatgemeinde. In den Nachrichten erfuhren wir, dass ihr Ziel die jugoslawische Hauptstadt Belgrad war.
Anfang Juli 1944 waren bereits umliegende Ortschaften Ziel der feindlichen Bomber. Am 7.8.1944 wurden auf Alsónána 9 Bomben abgeworfen. Es gab an Wohngebäude, Kirche und Stallungen erhebliche Schäden. Personen kamen nicht zu schade.
Am 6.6.1944 fand in Alsónána die Musterung zur 3. „SS Aktion“ statt. Alle männlichen Einwohner von 17 bis 62 Jahren mussten sich im Gemeindehaus einfinden. Laut Vereinbarung zwischen deutscher und ungarischer Regierung, sollen alle deutschen männliche Einwohner bei der Waffen-SS Dienst tun, ob sie wollten oder nicht. Wer bei der Musterung nicht erschien, wurde von der Gendarmerie mit Gewalt vorgeführt.
In den Morgenstunden des 29. November erreichte die feindliche Infanterie von Bátaszék kommend über die Bahnstation Mórágy-Alsónána, unseren Heimatort. Ungarische Einheiten leisteten geringfügigen Widerstand. Die russischen Truppen beschossen unseren Ort mit Granatwerfern. Unter den Honvéd Soldaten waren Tote zu beklagen. Russische Soldaten warfen in einen Weinkeller eine Handgranate, in dem Einwohner Schutz suchten. Zwei Personen waren sofort tot und zwei schwer verletzt. Ungarische Soldaten haben sich in den Häuser versteckt. Bei Johann Schnell fanden sie zwei Soldaten mit einer Pistole. Johann Schnell und Schwiegvater mussten sofort Pferde einspannen und sind mit den Soldaten bis Ende des Dorfes gefahren. Dort wurden sie vom Wagen gestoßen. In den Wiesen haben die Russen auf sie geschossen. Schwiegersohn und Schwiegervater waren sofort tot, ein Soldat war verletzt, der Zweite hatte sich hinfallen lassen und hat überlebt.
Ende Dezember 1944 wurden deutsche Einwohner zur Zwangsarbeit nach Russland verschleppt. Alsónánaer Einwohner hatten Glück gehabt sie wurden nicht verschleppt, dafür mussten immer 30 Personen abwechselnd drei tagelang, in provisorisch eingerichteten Lazaretten in Szekszárd, verwundete russische Soldaten betreuen.
Im Dezember 1945 hat das Parlament beschossen die „ungarischen Schwaben“ aus Ungarn zu vertreiben. Begonnen hat die Vertreibung im Januar 1946 aus den Ortschaften um Budapest. Im Frühjahr 1945 wurden bereits viele Alsónánaer Einwohner aus ihren Häuser vertrieben um platz für Landarbeiter aus der Sárköz und Oberungarn zu machen. Am 28. Mai 1946 wurde in der Bahnstation Mórágy ein Zug mit 41 Viehwagons zusammengestellt. 1175 Personen, 30 Personen pro Wagen fanden darin Platz. Mitnehmen durfte man pro Person 50 kg davon 20 kg Lebensmittel und davon wiederum 3 kg Fleisch (Schinken) oder Schmalz. Beim verladen wurden vielen Einwohner Lebensmitteln abgenommen. Der Zug ging über Sopron, Passau nach Sterbfritz, dort traf der Zug am 3.6.1946 ein. 18 Waggons wurden abgehängt und in die Lager nach Mottgers und Ziegelhütte gebracht, von dort wurden sie in die Rhön und Vogelsberg Dörfer verteilt.
Der Rest ging weiter nach Bad Orb. Von dort ging es mit LKW in das Lager Wegscheide, Mitte im Spessart. Hier wurde die Verteilung auf die Bauerndörfer im Spessart und Vogelsberg vorgenommen. Wegscheide war ein Erholungslager für die Frankfurter Schüler. Während des Krieges Kriegsgefangenen Lager und nach dem Krieg Vertriebenendurchgangslager.
Nach der Währungsreform im Juni 1948 haben sich die ehemaligen Alsónánaer Hausgrundstücke in der Nähe der Bahnlinie Frankfurt-Fulda gekauft, um mit Eigenhilfe Häuser zu bauen. Das ist auch geschehen, besonders in den Ortschaften Hailer, Meerholz, Linsengericht, Hasselroth, Roth, Gründau, Bruchköbel, Hanau, Wächtersbach. Ferner in Birstein, Darmstadt und Bischofsheim bei Mainz.
14 Männer wurden bis 1951 in russischer Gefangenschaft festgehalten und danach Ungarn entlassen. Sie wurden bis 1953 in Ungarn interniert und mussten in Tiszalök unter schwersten Bedingungen ein Kraftwerk aufbauen. Im Dezember 1953 kamen sie nach über 9 Jahren hinter Stacheldraht zu ihren Familien nach Deutschland.
Nach der Vertreibung wurde Alsónána aus 82 verschiedenen Ortschaften neu besiedelt. Am 28.Februar 1948 kamen die restlichen, bis auf zwei Prozent Deutsche Familien dran. Da die amerikanische Besatzungszone keine Vertriebene mehr aus Ungarn aufgenommen hat, ging dieser Transport in die ehemalige DDR, nach Coswig Sachsen-Anhalt. Von hier sind alle Alsónánaer schwarz über die Grenze zu ihren Verwandten in die Bundesrepublik übergesiedelt.
Bis 1963 erhielten die ausgewiesenen keine Einreisegenehmigung zum Besuch der alten Heimat. Erst danach hatte sich das Verhältnis zwischen den Vertrieben und den neu zugezogenen immer mehr und mehr verbessert, so dass in den neunziger Jahren zwischen Alsónána und Linsengericht eine Freundschaft entstanden ist, mit gegenseitigen Besuch der Gemeindevertreter. Auch ist ein jährlicher Schüleraustausch zwischen den Schüler der Hauptschule Hailer-Meerholz und der Babits Elementarschule in Szekszárd zustanden gekommen. Ferner haben die ehemaligen Alsónanaer 1993 ein Kriegerdenkmal für die Opfer des 2. Weltkrieges im Kirchhof, neben dem Denkmal der Gefallenen im ersten Weltkrieg, sowie 1996 ein Denkmal auf dem evangelischen Friedhof, dass heute für allen Gläubigen benutzt wird.
Im 2. Weltkrieg sind 71 Alsónánaer Personen ums Leben gekommen.
Die evangelische Kirche wurde 1991 mit Mittel aus Deutschland renoviert.
Die Zahl der Einwohner und Häuser nach unserer Vertreibung:
Jahr |
Einwohnerzahl |
Zahl der Häuser |
1949 |
1026 |
241 |
1960 |
914 |
223 |
1980 |
845 |
258 |
1987 |
826 |
273 |
2001 |
792 |
? |
Vor der Vertreibung hatte Alsónána 315 Wohnhäuser und in den meisten Fällen auch einen in Vorratskeller für Kartoffeln, Rüben und sonstige Lebensmittel. Auf dem Kellerberg und Malidol waren noch rund 80 Presshäuser mit Weinkeller und rund 80 Weinkeller. Die Keller waren im Hang eingegraben und hatten eine Durchschnittstemperatur Sommer wie Winter von ca. 12 Grad. |