Lëtzebuergesch wird Unterrichtsfach

Das kleine EU-Musterland Luxemburg mit seinen rund 500 000 Einwohnern ist nicht nur wegen seiner florierenden Wirtschaft, seiner landschaftlichen Schönheit, sondern auch wegen seiner kulturellen Vielfalt zu beneiden. Die jungen Luxemburger wachsen dreisprachig auf. Ihre Muttersprache ist Luxemburgisch, ein moselfränkischer Dialekt. Die Unterrichtsprache in der Schule ist Französisch und Deutsch. Die Amtssprache in den Behörden ist Französisch, die Kirchensprache Deutsch. Umgangssprache ist Lëtzebuergesch, welches 1984 als Nationalsprache anerkannt wurde. Seither ist die Nachfrage ständig gestiegen: Sprachkurse sind gut besucht. Eine Reihe von Romanen sind ebenfalls in Luxemburgisch erschienen.

An der Universität Luxemburg wollen sich mehr Anwärter zu Lehrern des Lëtzebuergeschen weiterbilden, als Plätze vorhanden sind. Die Regierung des Großherzogtums fördert allein in diesem Jahr die Sprache mit 1,2 Millionen Euro. Gefördert wird u. a. das „Lëtzebuerger Online Dictionnaire“, das bereits rund 6000 Einträge bis zum Buchstaben F hat. Das fünfsprachige Internet-Wörterbuch (www.lod.lu) soll 2011 mit 24 000 Artikeln komplett sein – und Übersetzungen sowie textliche Einordnungen aller luxemburgischen Vokabeln ins Deutsche, Französische, Portugiesische und Englische bieten. Das neue Wörterbuch hilft, die moselfränkische Dialektsprache auch stärker in Schrift durchzusetzen.

Schon ab 2010/2011 soll an Schulen das Fach „Luxemburgisch“ eingeführt werden, sagt der Dekan der Fakultät für Sprach- und Erziehungswissenschaften an der Uni Luxemburg, Professor Michel Margue. Ein Literatur-Fach könnte folgen. „Es ist wichtig, dass die Sprache auch ein akademisches Niveau bekommt“, sagt Ministerin Modert. Deshalb wird an der Uni auch fleißig geforscht: Über Orthografie und Grammatik der Sprache, luxemburgische Familiennamen oder Luxemburgisch im Ausland. Seit 1995 gibt es auch das staatliche „Lëtzeburger Literaturarchiv“ in Mersch, das neue literarische Werke sammelt. „Luxemburgisch ist lange unter Wert verkauft worden“, sagt Sprachenexpertin Denise Besch vom Kulturministerium. Jetzt sei die Sprache „so lebendig wie noch nie“. Das liege auch daran, dass die vielen Ausländer im Großherzogtum das Luxemburgische genauso lernten – und es dann plötzlich eine gemeinsame Sprache aller wird. Der Ausländeranteil liegt in Luxemburg bei 40 Prozent. „Wir sehen die Sprache als Mittel für Integration und Zusammenhalt“, sagt Ministerin Modert.
[Nach einem Artikel von Birgit Reichert in Saarbrücker Zeitung, 15. Oktober 2008, S. A1 und A3]