Vertreibungsbroschüre

„In der Wiege geschaukelt, mit einem Bündel rausgeworfen“
Schwäbisches Schicksal in Ungarn 1939–1948

Eine Broschüre (39 S.), herausgegeben vom Parlament der Republik Ungarn, Budapest, 2007, ISBN 978-963-06.3574-5. Begleitmaterial zur Gedenkkonferenz über die Vertreibung der Ungarndeutschen am 16. November 2007 in Budapester Parlament.
Treibende Kraft dieser Konferenz war Parlamentspräsidentin Katalin Szili. Sie schrieb auch das Vorwort unter dem Titel „Wir müssen die Opfer um Verzeihung bitten“. Aufgabe der Historiker ist es, die Ereignisse aufzudecken, zu analysieren und zu dokumentieren. „Unsere ist es, die Opfer um Verzeihung zu bitten und mit den uns zur Verfügung stehenden Mitteln mitzuhelfen, dass sich die Geschichte nicht wiederholt …“
Mária Schmidt – Generaldirektorin des Museum Haus des Terrors – die mit Viktória Kishegyi, Tamás Stark und Gábor Tallai die Publikation zusammengestellt hat, schreibt: „Wir müssen bekennen: eine schwere Schuld lastet auf all jenen, die kaum zwei Jahre nach der Diskriminierung  des Judentums erneut das Prinzip der Kollektivschuld auf unsere Landsmänner angewandt haben. Dabei gibt es keine Kollektivschuld. Es gibt nur individuelle Schuld.
Wir müssen in der Lage sein, sie um Verzeihung zu bitten und auszusprechen: vergebt uns.“
Eine Reihe von Schwarz-Weiß-Bildern über die Vertreibung ruft noch nach 60 Jahren im Betrachter Schaudern hervor. Die Überschriften der jeweiligen Kapitel sprechen für sich: Die Vergangenheit muss gestanden werden, Ungarische Tragödie 1946. Der Abschnitt „Miteinander verschmolzen“ zeigt Bilder von 24 namhaften Persönlichkeiten deutscher Abstammung aus der ungarischen Geschichte.
Die Porträts der für die Vertreibung maßgeblichen aus- und inländischen Politiker sind im Kapitel „Die Verantwortlichen“ zu sehen. Im Abschnitt „Zeitdokumente“ wird zunächst der Eindruck erweckt, als ob für die Vertreibung der Ungarndeutschen auch das Potsdamer Protokoll (2. Aug. 1945) verantwortlich wäre. In Wirklichkeit wurde darin der Alliierte Kontrollrat in Ungarn ersucht, „weitere Ausweisungen der deutschen Bevölkerung einzustellen, .. „. Schade, dass die Rolle der ungarischen Politiker bei der Vertreibung nicht weiter erörtert wird, denn sie sind die eigentlichen Verantwortlichen!
Im Abschnitt „Menschen in der Unmeschlichkeit“ werden kurz Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens vorgestellt, die sich gegen die Vertreibung der Ungarndeutschen ausgesprochen haben. Dazu gehört auch der Hirtenbrief Kardinal Mindszentys vom 17.10.1945.
Die Liste „Die Siedlungen der Verschleppten und Ausgesiedelten“ (S. 33-38) ist umfangreich, aber unvollständig, weil sie z. T. falsche Zahlen enthält und einige Vertreibungsorte ganz fehlen wie Máriahalom und Szomor.

Anton Tressel, Jan. 2008