Hianzenkalender 2009

Der Kalender* der Burgenländisch-Hianzischen Gesellschaft ist kein Kalender im gewohnten Sinne. Das Hauptanliegen der Gesellschaft ist die Pflege der Mundart im Burgenland, welches Ziel vom Dialektinstitut mit Bibliothek, Phonothek und Archiv, vom Volksliedwerk und vom Museumsverein unterstützt wird, die alle im Haus der Volkskultur in Oberschützen tätig sind.
Im Jahre 2006 erschien das 430 Seiten umfassende „Erste Burgenländische Mundart- Wörterbuch“, das die Dialektwörter auf wissenschaftlicher Grundlage präsentiert und auf ethnographische Kontexte aufmerksam macht. Dementsprechend stehen im Mittelpunkt des Kalenders für das Jahr 2009 ebenfalls Beiträge in bzw. zu der burgenländischen Mundart. Im September 2008 wurde das 2. Internationale Dialektautorentreffen „MUND-ART“ in Oberschützen veranstaltet, an dem neben Lesungen burgenländischer Mundartautoren – unter denen auch der aus Ödenburg stammende Koloman Brenner vom Budapester Germanistischen Institut war – auch Dialektworkshops für SchülerInnen organisiert wurden, wobei im Mittelpunkt die Bedeutung, bzw. der Gebrauch des Dialekts im Alltag stand. Im Kalender sind nun die Früchte des Dialektautorentreffens, Gedichte und Prosatexte – natürlich in Mundart geschrieben –, zu lesen.
Den zweiten thematischen Schwerpunkt des Kalenders bildendie Beiträge zur Pflanzenkunde, zum „Hianzengartl“. Den Charakter eines Kalenders bewahrend findet man den Kräuterspeiseplan im Jahreszeitenzyklus, wobei man kräuter-kulinarische Rezepte kennenlernen kann (z. B. Löwenzahnblütenhonig, Vogelmierensuppe, Pfefferminz-Longdrink
Weitere Beiträge beschäftigensich mit Kräutermedizin sowie mit der Geschichte des Obstanbaus im 20. Jahrhundert. Die Gedichte und Lieder in Verbindung mit Kräutern und Pflanzen – selbstverständlich ebenfalls in Mundart geschrieben – runden die Kenntnisse bezüglichdes „Hianzengartl“ ab.
Der Hianzenkalender „t(ui)tsnatuits“ bietet allen Lesern, die sich für die Geschichte, Volkskunde und Sprache des Burgenlandes interessieren, wissenswerte und lehrreiche Lektüre, auch wenn sie der hianzischen Mundart nicht mächtig sind.
Karl B. Szabó
*Hianzenkalender 2009. Burgenländisch-Hianzische Gesellschaft, Oberschützen, 2009, 136 S.
Quelle: NZ, 6/2009, S. 6