Donauschwaben

Über die Donauschwaben 
Vortrag an der Universität Szeged, Hochschulfakultät für Lehrerausbildung, Zusatzqualifikation für Nationalitätenschulen, der von Konrad Gerescher am 18. 9. 2002 gehalten wurde.

Aufriss des Vertrags:
1) Wer sind sie und woher kamen sie nach Ungarn, beziehungsweise Mittel- und Südosteuropa? 
Donauschwaben – zu denen auch die Ungarndeutschen zu zählen sind – nennt man alle Deutschen, deren Ahnen nach der Vertreibung der Türken aus dem Karpatenbecken und aus Südosteuropa hier vom Wiener Hof angesiedelt wurden, um als Bauern und Handwerker das weitgehend brache Land zu besiedeln und für die Krone nutzbar zu machen. Die Besiedlung erfolgte nach einer intensiven Werbung in den zum damaligen Kaiserreich Karls VI. (1685-1740), Maria Theresias (1740-1780) und Josefs II. (1780-1790) gehörenden deutschen Ländern, Pfalz, Württemberg, Baden, Bayern/Franken und Österreich. Hauptsächlich ärmere Familien und Alleinstehende mit wenig Zukunftsperspektiven schlossen sich den kaiserlichen Werbern an und wurden auf sogenannten Ulmer Schachteln (überdachten Holzflößen) die Donau abwärts nach Ungarn gebracht, wo sie in neuen Dörfern in der Tiefebene Häuser, Feld und 10 Jahre Steuerfreiheit bekamen. Da ihr Land aber noch nicht kanalisiert war, brachten die Überschwemmungen von Donau, Theiß, Miresch/Maros und Kreisch/Körös bald Krankheiten und Seuchen, welchen viele der Siedler zum Opfer vielen: Volksspruch den ersten der Tod, den zweiten die Not und erst den dritten das Brot. (Quelle: J. V. Senz – Geschichte der Donauschwaben).

2) Die wichtigsten Siedlungsgebiete
Ins Donauknie (Philisgebirge, Ofen/Budaer Bergland) kamen zirka 35 000 Siedler; Schwäbische Türkei (Branau/Baranya und westi. Donaubereich – Balaton/Dunántúl) zirka 30 000; Sathmar-Theißgebiet zirka 7000; Batschka zirka 35 000; Syrmien-Slawonien zirka 15 000 und Banat zirka 83 000. (Quelle wie oben).

3) Sprache und Mundarten
Gemäß den Herkunftsgebieten sprachen die Siedler ihre altheimatlichen Mundarten, die sich schon auf den Siedlerflößen und noch mehr in den Siedlerortschaften zu mischen begannen und von Generation zu Generation mehr die mitgebrachten Mundarten verfälschten. Am Anfang waren sie noch mehrheitlich Analphabeten. Die mit ihnen mitgekommenen wenigen Lehrer und Pfarrer brachten ihnen langsam elementares Schulwissen bei; Schwerpunkte wurden jedoch auf Religionslehre gelegt. Gelehrt wurde von Anfang an Lesen und Schreiben in Hochdeutsch und mit gotischer Schrift; Lateinschrift setzte sich erst im 20. Jahrhundert durch. Die Mundarten entwickelten sich gebietsmäßig in sogenannte Mundartinseln als Mischmundarten wie, zum Beispiel österreich-bürgerliche in den ungarischen Städten, wienerisch in Budapest, bairisch im Ofener Bergland, pfälzisch-fränkisch-schwäbisch in der Batschka, südfränkisch im Plattenseegebiet, fuldisch in Baranya, und so weiter. (Quelle: Manherz/Gerescher – So hemr klebt, S. 114 ff).

4) Volkskundliche Geschichte und Lebensweise bis zum Zweiten Weltkrieg 
Die Ungamdeutschen lebten seit der Ansiedlung und bis zum Beginn des Zweiten Weltkrieges in friedlicher Nachbarschaft mit anderen Nationalitäten: Ungarn, Slawen (Serben, Kroaten, Bunjewazen, Schokatzen), Rumänen, Russienen, Juden unter anderem nach dem Prinzip des Gebens und Nehmens an Arbeits- und Kultur- und Lebenswerten, so viel wie sie brauchten. Die aus der reichsdeutschen Heimat mitgebrachten Gewohnheiten pflegten sie auf allen Gebieten so intensiv, dass die meisten bis zur Vertreibung nach dem verlorenen Krieg erhalten blieben. Was sich da den Volkstumsforschern bis heute bot, sind wahre Kulturschätze, die obwohl schon weitgehend erforscht, noch lange nicht zur Genüge aufgezeichnet und der Nachwelt erhalten werden konnten. (Quelle: Gerescher- 4 Bücher u. a.).

5) Heutiger Stand als Vertriebene und Daheimgebliebene 
Dank den intoleranten Siegermächten und den ungarischen Nationalisten wurden die Ungarndeutschen seit den vierziger Jahren durch Vertreibung und Unterdrückung auf einen Bruchteil ihrer ehemaligen Zahl reduziert. Wir können wenig tun – tun wir es!
-ger-
Aus: Donauschwabe, 15. Dezember 2002
Mehr über die Donauschwaben