Ajkarendek – Rendek

Rendek und seine Geschichte
In Rendek/Ajkarendek leben viele Ungarndeutsche. Wie, woher und warum die Deutschen in diese Umgebung gezogen sind erfuhr NZ vom Vorsitzenden der Deutschen Minderheitenselbstverwaltung der Stadt Ajka Zoltán Töltl. Rendek ist heutzutage ein Stadtteil von Ajka, aber bis 1977 war Rendek ein eigenständiges Dorf. Das dörfliche Leben ist auch noch heute charakteristisch für diesen Stadtteil und auch die Pflege der ungarndeutschen Kultur.
In den Urkunden wird Rendek zuerst 1270 erwähnt, im Dorf beschäftigte man sich mit der Landwirtschaft. In der Zeit der türkischen Kriege wurde das Dorf mehrmals als Öde in Evidenz gehalten. Königin Maria Theresia siedelte nach der Türkenzeit deutsche Familien aus Jarmat / Gyarmat im Dorf an. In den nächsten Jahrzehnten war Rendek entweder ein einziges Dorf oder ein geteiltes. Der Ort hatte nämlich zwei Straßen: in der einen Straße haben die Magyaren, in der anderen die Deutschen gewohnt. Diese Aufteilung kann man auch beobachten, wenn man von den Rendekern über die deutsche Gasse und die ungarische Gasse hört. 1778 wurde eine römisch- katholische Kirche und zehn Jahre später eine römisch-katholische Schule gebaut. Am Freiheitskampf 1848/49 nahmen über 100 Rendeker Männer an der Seite der ungarischen Regierung teil. Um 1900 wanderten mehrere Familien (wie auch aus den Nachbardörfern) nach Nord- bzw. Südamerika aus. Im Ersten Weltkrieg fielen 23 Männer aus dem Ort.
Im Jahre 1941 bekannten sich 945 von den 1001 Einwohnern zur deutschen Nationalität. So mußten bzw. wollten die meisten Rendeker Männer in die deutsche Armee einrücken. Im Jänner 1945 flohen 178 Personen vor den sowjetischen Truppen nach Deutschland. Die Vertreibung kam im Jahre 1948, davon waren 287 Personen betroffen. Als Folge des Zweiten Weltkrieges – gefallene Soldaten und Vertriebene – verringerte sich die Einwohnerzahl des Dorfes um 50 Prozent.
Aber schon im Jahre 1946 wurden ungarische Familien von der Tiefebene und aus Oberungarn im Dorf angesiedelt. In den 50er Jahren war die Unterdrückung groß, besonders die ungarndeutsche Kultur war verpönt. 1983 begann in der Schule der deutsche Nationalitätenunterricht und um diese Zeit herum die Wiederbelebung der ungarndeutschen Kultur.
Der Nationalitätenkindergarten wurde 1984 eingerichtet. Die Entwicklung fing in den 90er Jahren an. Seit 1994 gibt es in der Stadt Ajka eine Deutsche Minderheitenselbstverwaltung, deren Arbeit praktisch auf der Kultur dieses Stadtteils basiert. Es gibt einen Erwachsenenchor mit 30 Mitgliedern und eine Kindertanzgruppe mit 20 Mitgliedern, an der Gründung einer Erwachsenentanzgruppe wird gearbeitet. Und seit 2004 erfolgt im Imre- Bródy-Gymnasium von Ajka deutscher Nationalitätenunterricht. Zur Pflege der ungarndeutschen Kultur gehören das Erntedankfest, der Martinsumzug, das Christkindspiel, Faschingsbälle, Rezitationswettbewerbe des Komitats Wesprim, mehrere deutschsprachige Messen pro Jahr, Theaterbesuche für Kinder, Schwabenbälle für die Erwachsenen, zweisprachiges Ratschen, deutsche Nationalitätentage, Konzerte und Programme zur Stärkung der Identität.
Balázs Mészáros, Imre-Bródy-Gymnasium
NZ, Nr. 13, 28. März 2008